#9 Zwischen Buchkultur und Instagram: Medien im Wandel
Shownotes
Warum funktioniert politisches Storytelling wie ein Ohrwurm? Welche Codes nutzen populistische Bewegungen – und warum erkennen wir sie oft nicht? Und was bedeutet es für die Wissenschaft, wenn die Buchkultur an ihr Ende kommt? In dieser Folge spricht Dr. Inka Engel mit Prof. Dr. Stefan Meyer über Mediensemiotik, digitale Identitäten, Influencer als Rollenvorbilder, die Zukunft von KI in der Lehre und die Frage, wie wir in einer polarisierten Welt kompetent kommunizieren können. Ein Gespräch über Zeichen, Macht und die Medienwelt von morgen.
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00:00:14: Warum bleiben manche politischen Botschaften so hartnäckig im Kopf wie ein Ohrwurm?
00:00:18: Was macht Instagram eigentlich mit uns?
00:00:21: Und mal ganz ehrlich, wenn jemand sagt, er erzählt nur eine Geschichte, sollten wir dann genauer hinhören oder lieber direkt weglaufen?
00:00:30: Ich bin Dr.
00:00:31: Inka Engel und heute spreche ich mit Professor Dr.
00:00:34: Stefan Meier über Storytelling, populistische Kommunikation und die Verantwortung von Bildung in einer polarisierten Welt.
00:00:42: Herzlich willkommen zu Weiterdenken.
00:00:44: Schön, dass du da bist.
00:00:45: Ja, schön, dass ich da sein kann.
00:00:48: Stefan, du bist Professor für Medienwissenschaft mit den Schwerpunkten populäre Medienkultur, digitale Storytelling, Mediensymmetik.
00:00:57: Alle erste Frage, bevor wir eigentlich schon richtig einsteigen, was zum Teufel ist in Mediensymniotik?
00:01:04: Ja, also Mediensymniotik ist im Endeffekt die Beschäftigung mit Zeichen, die über Medien vermittelt werden.
00:01:14: Und das sind ja, je nach Medien können das ja ganz unterschiedliche Zeichen sein, also der Klassiker.
00:01:21: Emojis sind nur in der entsprechenden WhatsApp- oder Social-Media-Kommunikation zu denken, jetzt wahrscheinlich weniger in E-Mails, die man an Dozierende schreibt.
00:01:33: Hoffentlich.
00:01:35: Das kommt allerdings auch vor.
00:01:37: Und also die Symiotik generell ist erst mal so die Lehre von den Zeichen.
00:01:43: Und jetzt Mediensymiotik ist genau das, was die Zeichen jetzt praktisch spezifisch in den unterschiedlichen Medien ausmacht.
00:01:51: Okay, ich gestehe, da müssen wir auf jeden Fall nachher noch mal drauf eingehen.
00:01:54: Da sind mir jetzt gerade tausend Fragen gekommen, die ich noch stellen wollen würde.
00:01:58: Ich würde gerne aber mit dir starten mit drei Entweder-Oder-Fragen so ein bisschen zum Kennen lernen.
00:02:04: Und zwar ganz spontan.
00:02:07: Buch- oder Bewegtbild?
00:02:09: Ja, noch lieber das statische Bild im Comic.
00:02:12: Okay.
00:02:13: Aber ja, das Buch ist immer noch... Meine Leidenschaft.
00:02:18: Aber eben der Film war es auch immer.
00:02:20: Allerdings geht der Film, wie wir eigentlich alle wissen, in düstere Zeiten.
00:02:26: Allerdings erfindet er sich auch immer wieder neu.
00:02:28: Und das ist dann wieder spannend.
00:02:30: Okay, also wir halten fest Buch, aber ein Bild im Buch sozusagen.
00:02:35: Instagram oder wissenschaftlicher Artikel?
00:02:38: Ja, da würde ich wirklich beides nennen.
00:02:40: Denn beides ist für die Wissenschaftskommunikation geeignet.
00:02:44: Und dann als letztes noch Klassenzimmer oder Zoom?
00:02:48: Das Klassenzimmer oder der Seminarraum bleibt für mich weiterhin natürlich so der Ort für die intensivsten Lehr- und Lernerfahrung.
00:02:56: Aber so in der heutigen mobilen und auch dezentralen Zeit müssen wir uns durchaus natürlich auch etwas flexibler zeigen und hybride Formen bzw.
00:03:10: Onlineformen sind.
00:03:13: Ganz verstärkt durch Corona, aber natürlich auch generell natürlich erheblich besser und auch kompetenter mittlerweile in der Diäre eingesetzt.
00:03:21: Also ich gestehe, du sagst das gerade schon Seminarraum.
00:03:24: Natürlich hier in der Universität haben wir Seminarräume.
00:03:27: Ich habe das Wort Klassenzimmer ganz bewusst gewählt, weil ich ja weiß und ich darf quasi das natürlich auch verraten, hoffe ich doch.
00:03:35: Du hast auch ein zweites Staatsexam für Lehramt für das Gymnasium.
00:03:39: Wie bist du hier zu uns gekommen an die Universität und du hast etwas ganz Lustiges in deiner Benennung sozusagen.
00:03:48: Du bist ein sogenannte APL-Professor, ein außerplanmäßiger Professor an der Universität hier in Koblenz.
00:03:55: Was bedeutet das?
00:03:57: Ja, okay, erst mal zur letzten Frage.
00:03:58: Also, es ist so der Professor zweiter Klasse.
00:04:01: Zweiter Klasse?
00:04:03: Nein, also, genau, ohne Scherz.
00:04:08: Man ist ja genauso qualifiziert wie ein Professor, also kann alle Prüfungen abnehmen, auch Dissertationen betreuen.
00:04:17: Allerdings ist man halt einer ordentlichen Professor zugeordnet und das ist in meinem Fall ja die Medienwissenschaft.
00:04:24: Okay.
00:04:25: Und wie bist du jetzt nach Koblenz gekommen?
00:04:27: Das war tatsächlich über den Inhaber der Professor der Medienwissenschaft, Michael Klemm.
00:04:33: Und zwar kennen wir uns allerdings schon sehr, sehr lange.
00:04:38: Wir haben zusammen als wissenschaftliche Mitarbeiter an der TU Chemnitz gearbeitet, eher in der Germanistik, ich in der Medienwissenschaft.
00:04:45: Und da war dann einfach so die Situation die Stelle frei und ich hatte tatsächlich auch gerade beruflich eine Umstrukturierung, eine weitere und da passte das ganz gut.
00:04:57: Um auf die erste Frage eben zu antworten, ich habe eben nicht nur Lehrer, sondern halt auch ausgebildeter Journalist, also praktisch diese drei Standbeine und darum bin ich tatsächlich auch immer so zwischen diesen drei Berufen eigentlich so gesurbt.
00:05:12: zwei bis drei Jahre in der Schule gearbeitet.
00:05:15: Ich habe Voluntariat halt als Online-Journalist gemacht und dann halt eben als Online-Journalist bzw.
00:05:22: in Agenturen gearbeitet in Köln und ja.
00:05:27: dann bin ich allerdings wieder in die Wissenschaft gegangen, weil mir dann doch das Journalistische zwar gespaß gemacht hat, aber ich wollte dann doch noch ein bisschen tiefer reingucken in die Materie.
00:05:36: Aber das stelle ich mich ja sehr interessant für die Studierenden vor.
00:05:39: Also wenn man so aus der Perspektive der Studenten schaut, dann ist das ja manchmal so ein bisschen... Dass man das Gefühl hat, die Professorinnen sind so tief in ihrer Materie drin, da kommt man irgendwie manchmal gar nicht mit.
00:05:52: Jetzt hast du das Journalistische, du hast ja auch das pädagogische und didaktische durch das Lehramt.
00:05:57: Was ist denn gerade so, ich sag mal, der Klassiker an Seminar oder so?
00:06:01: Was hast du aktuell quasi auf dem in Anfangenstrichen-Korrikelung planen?
00:06:06: Also das spiegelt sich tatsächlich.
00:06:08: Also das ist ja das Tolle eigentlich an Uni und an Lehre und an Forschung, dass man so seinen Interessen nachgeht und so hatte ich eigentlich immer so die Verbindung zwischen Praxis und Theorie in den Seminaren, aber auch in meiner Forschung immer drin.
00:06:23: Ich habe so in meiner Habilitation Da bin ich noch stärker in die Designforschung gegangen.
00:06:30: Das hat tatsächlich auch wieder was mit meiner Ausbildung zu tun gehabt, weil ich praktisch, ja, das war eine Terriat.
00:06:37: Das war so um die zweitausender Jahre.
00:06:40: Da musste man noch alles können.
00:06:41: Da musste man halt journalistisch arbeiten, genauso auch designerisch arbeiten.
00:06:46: Das war so eine Kombination.
00:06:47: Und darum habe ich eigentlich für die Forschung tatsächlich Zwar das Text dich ja auch immer noch, aber primär so die visuelle Kommunikation.
00:06:56: Und da sind wir dann bei der Semiotik.
00:06:58: Du
00:06:58: hast, glaube ich, unter anderem geforscht, dann zu visuellem Design der neuen Rechten.
00:07:03: Unter anderem auch, ja.
00:07:05: Kannst du uns da einen ganz kleinen Überblick mal geben, um was es dagegen bzw.
00:07:09: auf was man vielleicht auch achten kann?
00:07:12: Also das ist ja ein unglaublich weites großes Feld.
00:07:16: Und wenn man der rechtspopulistischen Agitation tatsächlich über die Zeit sich anschaut, dann waren die Rechten immer absolut innovativ, was Mediennutzung angeht.
00:07:31: Die waren immer mit die Ersten, die alle Möglichkeiten der digitalen Medien genutzt haben für die Agitation.
00:07:38: für die Rekrutierung ihrer Gruppierung.
00:07:42: Und ich habe angefangen in dem Bereich zu gucken, eben das war dann halt das Symiotische, wo es erst mal so darum ging, was für Zeichenwelten haben.
00:07:51: So Rechte, auch rechtsextreme Gruppierung für sich vereinnahmt, weil ja immer da das Problem war für die Rechten, dass es natürlich verfassungswidrige Zeichen gibt, die sie benutzt haben und dass sie dann praktisch immer Coats genutzt haben, um dann halt eben diese Verbote zu umgehen, aber trotzdem über bestimmte Coats sich dann zu verständigen und auch entsprechend auch klar zu machen, wir sind praktisch in dieser einen Gruppe, in dieser einen Weltanschauung vereint.
00:08:21: Also der Klassiker ist ja die Achtund Achtzig, die ja dann das alphabetisch praktisch auf das Haar, also Heil-Richtler anspielte.
00:08:30: Aber mittlerweile, und das hat sich immer mehr gezeigt in der rechten Agitation, ist nicht mehr so eine Separierung, so eine Eigenständigkeit, sondern eigentlich immer mehr das Code-System von anderen Gruppierungen auch mit übernommen und praktisch, das ging ja soweit, dass man sich dann halt auch die Zeichenwelt der Antifa mit übernommen hat, dann natürlich für seine nationalen, nationalistischen und populistisch, rassistischen Agitation natürlich umdefiniert hat.
00:09:05: Also so eine Art rechte Kommunikationsgerät, ja, dann angefangen hat.
00:09:10: Gibt
00:09:10: es denn da auch Emojis, auf die man achten kann, wo man sagt, die sind da klar zuzuordnen?
00:09:18: Also ja, es gibt natürlich immer so ein paar... Index, also das, was wahrscheinlich viele kennen, das auf das blaue Herz in die AfD-Ecke kommt.
00:09:28: Allerdings reicht es nie und das sollte man auch tatsächlich immer im Kopf haben.
00:09:33: Reicht es nie, ein Zeichen bedeutet genau das, sondern es kommt immer auf den pragmatischen Zusammenhang, auf die Kontexte, auf die Anspielung und dann kann es auch immer, weil es ja auch ein spielerischer Umgang ist, mit Zeichen auch immer.
00:09:48: praktisch etwas implizit gemeint werden, was sich dann erst durch den Kontext erschließt.
00:09:54: Aber ist man in solchen Communities und Communities haben wir dann auch so eine eigene Coatsprache, da wird das dann durchaus auch entsprechend verstanden, wie es gemeint.
00:10:05: Also
00:10:05: es ist tatsächlich, du sagst das Coatsprache, es ist irgendwie so wie so eine Art Code oder Fremdsprache, die man irgendwie erlernen muss, wenn man dann verstehen will, um was es geht.
00:10:14: Aber klar, du sagst, das sind die internen Communities, die das natürlich ganz automatisiert wahrscheinlich dann auch verstehen, was wir vielleicht noch nicht mal wahrnehmen können.
00:10:22: Genau.
00:10:24: Allerdings muss man sagen, das ist jetzt nicht spezifisch was Rechtes, weil es ja eigentlich alle in ihren Sprachgemeinschaften eigentlich pflegen, so ein eigenes Code-System.
00:10:35: Ich mache in diesem Semester gerade mit den Zweizsemestern, so ein Seminar ist tatsächlich über Emojis.
00:10:43: Und da zeigt sich für mich, dass auch in der Generation, also die jetzt ja nun gerade eigentlich ihre Schulzeit hinter sich haben, nochmal auch die Emojis so anders oder so inflationell nochmal neu gebraucht werden, was für mich auch neu ist.
00:11:02: Also das ist ja auch das Tolle an meinem Fach, dass ich eigentlich nie so der Lehrende immer bin, sondern ich bin immer Lehrende und lerne da zusammen und so vermittle ich das eigentlich auch immer in den Seminaren und das macht halt eben auch deswegen Spaß.
00:11:15: Also auch gerade, wenn man sich mit Popfüllerkultur, mit Popkultur beschäftigt, kann man gar nicht alles wissen.
00:11:22: Soll man auch gar nicht, weil Pop und Populärkultur eigentlich immer Interaktion ist.
00:11:27: Also ich habe tatsächlich versucht mal zu googeln, ob es denn so eine Art Übersetzer gibt für alle Emojis.
00:11:34: Also es fängt ja an bei der Farbe des Herzens oder das Smiley und jetzt werden ja auch immer wieder neue, für mich gefühlt irgendwelche Gesichter erfunden, die für mich auch noch ein lachendes Gesicht zusätzlich sind, aber anscheinend bedeuten die ja ganz andere Sachen.
00:11:49: Ich muss gestehen, ich glaube, ich verwende die oftmals einfach nach meinem Gefühl, was ich denke, was sie bedeuten, was sie für mich bedeuten.
00:11:58: Das kommt dann aber auch zu so Missverständnissen wie, hey, warum schickst du mir das Wein des Meines?
00:12:02: Ich denke, hey, nee, das lacht doch einfach nur total lustig.
00:12:05: Aber es gibt ja keinen.
00:12:06: oder gibt es tatsächlich etwas, das man sagt, übergeordnet bedeutet ein Emoji das und das in dieser Zeit.
00:12:15: Das ist tatsächlich kaum so festzuschreiben.
00:12:20: Das Lustige ist ja, dass die E-Motives einerseits natürlich ja auch angemeldet werden beim Konsortium, dass sie halt durchaus einen offiziellen Sprach oder Kommunikationszeichen bekommen, dann werden sie ja auch in diese verschiedenen Bibliotheken aufgenommen, wie wir es ja erkennen, die werden ja dann auch vorgeschlagen als Grafiken.
00:12:41: Allerdings, wie sie dann tatsächlich genutzt und interpretiert werden, ist sowas von Kommunikationspraxis abhängig und unterschiedlich.
00:12:50: Also gerade in diesem Seminar kann es schon sein, dass überhaupt, wenn man zu sehr Gesichtsemojis genommen hat und weniger andere Bild-Emojis, dass das schon als unfreundlich oder als grantig empfunden wird, weil eine generationspezifische beziehungsweise auch gruppenspezifische Handhabung so dermaßen dann nochmal eigene Konvention entwickelt hat, dass man da gar nicht eigentlich sagen kann, dass wir jetzt mal Nexikon über Emojis schreiben.
00:13:21: Also man kann höchstens eine Liste von Beschreibung, also das halt tatsächlich, und da geht es ja schon los, sieht man da ein lachendes Gesicht oder sieht man da eher ein neutrales Gesicht.
00:13:34: Und wenn jemand erheblich heu sehr expressive Emojis benutzt, also richtig laut grün und halt auch sehr laut lachende Emojis, dann ist allein schon ein Smiley, kann schon fast als Unfreudlichkeit, empfunden werden.
00:13:51: Also so kann das variieren.
00:13:53: Also gar nicht so einfach, sich da zu Recht zu finden.
00:13:57: Ja, als
00:13:57: Wissenschaft wert.
00:13:58: Ich mein, ich versuche tatsächlich, ich muss gestehen, ich bin ein Newbie, was das angeht.
00:14:03: Ich bin seit September erst auf Instagram und weiß auch nicht genau, was mich dazu geführt hat, mich hinreißen zu lassen, mir ein Account zu erstellen.
00:14:12: Aber ich versuche, ab und zu ein paar Dinge zu posten und Schwanke so zwischen.
00:14:16: Das ist dir eigentlich wichtig, dass du das jetzt sagst.
00:14:19: Das geht bei mir natürlich vor allem eher um, ich sag mal, berufliche Dinge, Engagement.
00:14:25: Ja.
00:14:26: für eine starke Demokratie so im weitesten.
00:14:29: Ich weiß, damit kriege ich ja keine Follower.
00:14:31: Ab und zu poste ich dann vielleicht auch mal ein Bild von irgendwas, was ich gerade gegessen habe oder so.
00:14:35: Und dann kriege ich lustige Emojis unten reingezeigt.
00:14:38: Ich denke so, okay, was zum Teufel will der Mensch dir gerade damit sagen?
00:14:42: Aber auch dazu hast du ein Stück weit geforscht.
00:14:45: Also ich bin kein Influencer, ich weiß auch gar nicht, ob ich es sein möchte, wäre mal cool herauszufinden.
00:14:50: Aber du hast in einer Arbeit Influencer als die Prototypen digitaler Identitätsentwürfe beschrieben und bezeichnet.
00:15:00: Was bedeutet das und was fasziniert dich daran, darüber eigentlich zu forschen?
00:15:06: Influencerinnen sind für mich das wirklich Paradebeispiel der digitalen Kultur.
00:15:14: Sie machen tatsächlich Wir mittlerweile, wenn sie eine hohe Followerzahl erreicht haben, professionelle Form der Inszenierung von Authentizität.
00:15:31: Dass man professionell Authentizität inszenieren kann, ist ja im Endeffekt schon so eine Widersprüchlichkeit in sich.
00:15:37: Das kann doch faszinieren.
00:15:41: Einerseits, das ist dann halt auch bei Studierenden sehr interessant zu beobachten.
00:15:46: Einerseits wissen ja, gerade wenn es dann auch noch medienwissenschaftlich interessierte Studierende sind, wissen sie ja, um die Inszenierung, um die Inszeniertheit jeder Form von Influencering.
00:15:59: Aber dennoch wird darüber gesprochen, als ob man tatsächlich diese Person kennen würde.
00:16:06: Also das ist so eine parasoziale Beziehung, die nochmal ganz anders ist als es früher oder immer noch mit Popstars, die auf dem Sockel sind, unerreichbar dennoch.
00:16:19: baut man ein paar soziale Beziehungen dazu auf, man ist interessiert an deren Leben und jetzt ist praktisch mit diesen Medienfiguren das vermeintliche Leben auch Teil der Kommunikation.
00:16:39: Natürlich das auch wieder eine Generationsfrage, dass, wenn es noch weiter rum geht, also praktisch im Teenager-Alter, wo man ja sowieso auf der Suche ist und nach Identität, nach Haltung, da sind diese sehr starken und auch Haltungsorientierten und nicht nur Konsumorientiert, aber das ist natürlich erstmal das, was dominant ist.
00:17:07: Da ist dann durchaus schon so was, weil es so scheinbar nahbar ist, so was wie eine Art von Instanz, an der man sich dann auch orientieren kann.
00:17:16: Also es wird ja auch so mit Verknüpft mit so einem Versprechen.
00:17:18: Macht das so, wie ich das tue?
00:17:20: Dann bist du auch
00:17:21: so toll.
00:17:21: Dann bist du schön, dann bist du fit, dann bist du gemocht, dann bist du aber auch mental healthy.
00:17:27: Ja, das macht es natürlich auch immer.
00:17:29: Also man fühlt dann irgendwie ein richtiges, ein richtiges, also normativ tatsächlich so gedachtes, richtiges Leben.
00:17:37: Jetzt könnte man ja sagen, ich meine, diese Menschen stellen sich ja schon so ein bisschen da, als wären sie quasi Freund oder Freundin von einem.
00:17:44: Es gibt ja vielleicht auch sogar positive Beispiele.
00:17:47: Du sagst, dass es beeinflusst stark die Identität oder dass selbst natürlich auch gerade von Menschen, die noch im Heran wachsen sind.
00:17:54: Siehst du das nur als Gefahr oder auch durchaus als Vorteil?
00:17:58: Ja, also ich sehe das überhaupt nicht als Gefahr.
00:18:04: Denn es war erstens schon immer so.
00:18:06: dass sich Jugendliche, aber auch wir Erwachsene und Vorbilder, zurechtlegen, um eine gewisse Art von Orientierung zu haben in dem eigenen Verhalten.
00:18:19: Es wird dann eine Gefahr, wenn es sehr, sehr eingleisig wird, wenn Diversität nicht möglich ist.
00:18:26: Also wenn praktisch die Entwürfe sehr, sehr eng sind, dann kann es vielleicht so etwas wie ... wie eine Eingleisigkeit kommen.
00:18:36: Allerdings muss man auch mal sagen, das ist bei der Medienwissenschaft schon lange, lange, lange natürlich Konsens, dass jeder, egal wie alt ist, jeder Mensch mit den Medieninhalt natürlich eigene Geschichten macht.
00:18:50: Also man eignet sich sehr, sehr aktiv Medien und Inhalte an und man grenzt sich auch davon ab.
00:18:59: Also man kann sich durchaus in einer Pia auf dem Schulhof sehr, sehr engagiert abgrenzen von bestimmter Art von Influencerinnen.
00:19:09: Jetzt wird ja trotzdem immer wieder davon gesprochen, es ist vielleicht einfacher, sich von der Pier abzugrenzen auf dem Schulhof einer Gruppe, als jetzt sagen wir mal bei TikTok, dass er einen bestimmten Algorithmus dahinter hat.
00:19:26: Was bedarf es beziehungsweise wie kann man dieser vielleicht notwendigen Medienkompetenz denn auf die Sprünge helfen, gerade wenn wir an den Bildungsbereich denken?
00:19:37: Also das ist natürlich ein riesen Thema.
00:19:41: Erst mal zu dem Ersten, wir können das nicht zurückdrehen, aber das ist tatsächlich so, dass man natürlich durch diese Monopolstellung der großen Plattform, also TikTok, auch Meta, also mit Instagram und Facebook, dass diese Algorithmen, die natürlich Geschäftsmodellen unterstellt sind und auch entsprechend arbeiten, dass durch diese Monopolstellung diese Algorithmen tatsächlich eine ganz schwierige Art von Filterung.
00:20:14: Darstellen.
00:20:15: Und das tatsächlich auch noch für Konzerne, für Medienkonzerne, die nicht in Deutschland aufgestellt sind und damit auch der deutschen Gesetzgebung oder der Europäischen unterstellen.
00:20:26: Wobei das jetzt ja den Digital Act durchaus ja die ersten Versuche sind.
00:20:35: Aber es ist ein Riesenproblem.
00:20:38: Der Algorithmus ist eine Black Box und der funktioniert.
00:20:42: Und das bedeutet tatsächlich, wie du sagst, dass man unglaublich viel eben auch Medienkompetenz in die Schulen, aber auch als Eltern sich aneigen muss, zumindest seine Kinder oder seine Schülerinnen, sie begleitet, mit ihnen redet.
00:21:04: was sie tun.
00:21:06: Verbieten, ich war noch nie ein Befürwort von irgendwelchen Verboten, allerdings muss man tatsächlich sagen, also bei so einer Altersgrenze natürlich für Social Media angeht, so ist das tatsächlich sinnvoll.
00:21:18: Also es ist ja bei zwölf, das überlegt auch über sechzehn hoch.
00:21:25: Allerdings ist immer so eine Verbotspolitik, der dem Glauben geschuldet, dass man es dann auch nicht mehr gemacht wird.
00:21:31: Aber das ist natürlich, dann würde es auch keine Drogen geben.
00:21:34: Also es ist, es ist dieser Art von Bewerb für da ruhig hat immer seine Probleme.
00:21:41: Aber könnte man nicht vielleicht eher statt so einer Altersgrenze darüber nachdenken, wie man Social Media positiv auch für so einen Alter nutzen kann?
00:21:50: Absolut.
00:21:50: Ja.
00:21:51: Also ich bin auch total der Meinung, dass Schulen auf jeden Fall, auch wenn es wieder natürlich kommerzielle Anbieter sind, aber das Schulen sich durchaus, da ja mit Microsoft auch permanent gearbeitet wird, was PowerPoint angeht, dass man sich auch mit Instagram-Formaten in Präsentationen von Inhalten und dann sind wir jetzt ein bisschen zum Storytelling tatsächlich gehend.
00:22:17: dass man sich mit diesen Formaten, in denen ja die Schüler und Schülerinnen aber auch die Studierenden ja drin sind, dass man die praktisch dann auch nicht nur für die private Kommunikation, sondern sie durchaus auch für inhaltliche, für schulische Inhalte, aber auch für Studien, für Wissenschaft, die Inhalt mitnutzt.
00:22:35: Das erfordert dann durch nochmal eine ganz andere Kompetenz, nämlich Medienatequat, diese komplexeren Inhalte entsprechend umzusetzen.
00:22:46: Aber diese Art von Kompetenz, würde ich sagen, ist auf jeden Fall notwendig, denn – und das wäre dann das andere davon – wir sind tatsächlich mehr oder weniger am Ende der Buchkultur angelangt, weil – Ja, der ist oh
00:23:04: mein Gott!
00:23:05: – Ja, weil – Der
00:23:06: kommt mir direkt zu den Tränen
00:23:09: ins Auge.
00:23:10: Wenn wir das nicht tatsächlich so nennen, dann würden wir ja uns auch eigentlich die notwendigen Handlungen, die damit verbunden sind, eigentlich auch weiter aufschieben.
00:23:22: Und Wissenschaft ist dadurch unglaublich herausgefordert, denn Wissenschaft ist ein Kind der Buchkultur.
00:23:28: Aufklärung funktioniert mit den Methoden des Rationalismus.
00:23:36: Und funktioniert natürlich auch ganz eng mit diesem sehr langsamen und sehr breit entfalteten Medium Buch.
00:23:50: Wenn wir aber jetzt die Generationen, die mittlerweile nicht nur digital natives sind, sondern auch mobile natives, also so ein Laptop ist mittlerweile ja auch ein altes Medium.
00:24:01: Das aktuelle Medium sind mobile Medien.
00:24:04: Also wenn und auf diesen Medien kann man nun mal keine Buchexegesen so betreiben, wie es nochmal ein Buch kann.
00:24:14: Wenn wir nämlich Rechnung tragen, auch in der Wissenschaft und in der Vermittlung von Wissenschaft, dann wird man tatsächlich diese Generationen auch auf eine Art verlieren oder zumindest nicht etwas Attiquates anbieten können.
00:24:27: Aber
00:24:27: was wird dann aus der guten alten Bibliothek?
00:24:30: die immer noch ihren Reiz, ich denke mal, weiterhin behalten wird.
00:24:36: Aber natürlich, wie es immer in der Mediengeschichte ist, eine andere Funktion hat, als es in einer literarisierten Kultur der Fall war.
00:24:47: Du sagst es gerade in der Geschichte der Medienwissenschaft.
00:24:50: Was war denn vor dem Buch?
00:24:53: Naja, also das Buch ist ja nun auch noch nicht so lange, also die Schriftlichkeit in der Antike erfunden.
00:25:03: Da gab es ja nun mal auch sehr scharfe Medienkritiker, also Platon hat... hat ja die Schriftlichkeit auch verflucht und hat dem Ganzen zu beschrieben, wenn das weitergeht und wir unsere ganzen Gedanken aufschreiben, ja dann verlieren wir doch unser Erinnerungsvermögen.
00:25:21: Also so stark ist dieser Diskurs ja auch in der Antike schon geführt worden und mit den gleichen Argumenten zum Teil wie heute über die digitale Demenz gesprochen wird.
00:25:38: Aber eigentlich ist die Erfahrung tatsächlich immer, dass es eine andere Funktion, eine andere Bedeutung bekommen.
00:25:46: Das Parallelbeispiel ist die Vinylschallplatte.
00:25:50: Die ist Absolut unfunktional für uns, mittlerweile als Mobil durch die weltlaufenden Leuten, dennoch bleibt sie weiterhin und immer in der DJ-Kultur und auch der heimische Platten-Schrank wird immer noch so was wie ein Schatz gehütet.
00:26:08: Das ist auch wieder
00:26:08: ein Trend, habe ich mir sagen lassen.
00:26:11: Ja, absolut.
00:26:13: Aber genau mit dieser Hochwertigkeit, die dann damit mit diesem Venü dann auch verbunden ist und genauso wird es dem Buch auch gehen.
00:26:21: Also, dass im Endeffekt dieses Buch nicht mehr als reines Gebrauchsinstrument fungiert, sondern tatsächlich auch eine Aufwertung erfährt.
00:26:30: Ich habe noch mein Buch, mein Bücherregal und da zeige ich nochmal die Dinge, die mir wirklich ganz wichtig waren.
00:26:37: Aber mit der alltäglichen Kommunikation und auch mit der alltäglichen Wissenschaftskommunikation hat dann dieses Buch weniger zu tun.
00:26:45: Also, wir haben so ein bisschen... Ich habe keine Ahnung von Mediengeschichte.
00:26:49: Aber so wie du es jetzt gerade beschrieben hast, war es ja mehr so das gesprochene, weitergegebene Wort.
00:26:55: Dann wurde es verschriftlich.
00:26:57: Da hat man sich schon Gedanken gemacht, dass man dann halt eben sein Gedächtnis, seine Erinnerung verliert.
00:27:01: Jetzt sprechen wir wieder darüber, weil halt eben alles digitalisiert wird.
00:27:06: Oder ja, es gibt ja jetzt schon KI's, die uns alles beantworten können, gefühlt, was wir fragen.
00:27:11: Ist denn deine Kontinuität?
00:27:13: Also es ist beispielsweise immer dieses Geschichten erzählen, was trotzdem bleibt.
00:27:17: Ist es das Storytelling?
00:27:19: Ich würde sogar so sagen, irgendwie ist das Storytelling wieder mit den digitalen Medien im Revival, weil Storytelling war... Eigentlich, beziehungsweise ist ältere Form der Wissensvermittlung als in der Aufklärung entstandener formaler Rationalismus, also das formaler Argument.
00:27:40: ist in der Philosophie entwickelt, also auch in der Antike, und das, was dann halt darauf aufbaut, was dann die moderne Wissenschaft eben aufklärung und dann halt auch die moderne Wissenschaft verursacht hat, ist eigentlich von der Phase weniger lang als das Geschichten am Lagervorherr erzählen und auch die damit verbundene Wissensvermittlung.
00:28:02: Also wenn wir den den Höhlenmalereien glauben wollen, dann wurde praktisch tatsächlich über Bilder und dann halt eben über Geschichten, Erfahrungen ausgetauscht.
00:28:13: Und im Endeffekt ist dieses digitale Storytelling eigentlich so ein bisschen ein Revival mit neuen Medien dieser Form von Wissensvermittlung.
00:28:23: Und das finde ich auch nachvollziehbar, weil in dem Schleppthauer der digitalen Medien ist natürlich ein unglaublicher Informationsoverlaut geworden.
00:28:33: Wir wissen nicht weniger durch die digitalen Medien, sondern... und dann fast, kann man sagen, leider mehr, weil es eben weniger Filter gibt, weil Wissen halt im Zirkuliert viel, viel breiter noch zirkuliert, als es vorher der Fall war.
00:28:49: Und damit halt auch unsere Aufmerksamkeitsmöglichkeit, auch bestimmte Dinge dann auch zu finden und halt für uns dann auch zu verarbeiten, erheblich schwieriger geworden ist.
00:29:01: Und da finde ich ist Storytelling, da kommt dann auch ein bisschen der Journalist in mir durch.
00:29:06: Also das Geschichten erzählen über Wissen, über Inhalte, dann... vielleicht auch das, was noch ein bisschen mehr catcht und da halt auch durchaus in diesem Aufmerksamkeitsbereich auch strategisch nochmal einen anderen Impuls gibt, um sich auch mit den solchen Wissensbeständen dann halt auch beschäftigen zu können.
00:29:25: Storytelling heißt ja nicht Lügen.
00:29:28: Ein Stück weit einfach im Schnelldurchlauf durch die Mediengeschichte gestolpert oder vielleicht auch geflogen und du nanntest es gerade Storytelling.
00:29:39: Vielleicht kannst du uns so als abschließende Frage eine kleine Geschichte erzählen.
00:29:44: Ganz utopisch gedacht.
00:29:45: Die Medienwelt und auch im Zusammenhang die Universität jetzt hier in Koblenz.
00:29:50: Wo siehst du die in Zukunft?
00:29:52: Wo würdest du sie gerne sehen?
00:29:56: Also eine Utopie ist... für eher so eine positive Projektion in die Zukunft.
00:30:07: So eine Geschichte, das ist vielleicht nochmal das, was ich davon an trennen würde.
00:30:10: Geschichte hat so eine gewisse Linearität und so ein Protagonisten im Zentrum.
00:30:16: Aber was ich mir für die Zukunft in der Universität vorstellen könnte, ob ich sie mir wünsche oder nicht, weiß ich nicht, aber es muss sein.
00:30:24: Du hast es schon angesprochen.
00:30:27: KI Künstliche Intelligenz muss ein fester Bestandteil von allen Seminaren werden.
00:30:35: Mich stört.
00:30:37: Diese Heimlichkeit mit der KI mittlerweile in den Seminaren nebenbei so läuft.
00:30:44: Lehrende nutzen sie, wenn sie halt interessiert sind für Entwürfe ihrer Seminare, vielleicht auch, obwohl das ueberrecht die problematisch ist, auch für Zusammenfassungen.
00:30:57: Studierende nutzen sie.
00:30:59: heimlich, weil sie ja wissen, dass das Texte sind, die da entstanden sind, die nicht primär von ihnen sind.
00:31:09: Aus dieser Heimlichkeit muss das raus.
00:31:10: Also wir müssen praktisch künstliche Intelligenz, wie es eben auch tatsächlich ist.
00:31:17: als Bestandteil für Lehre ganz konstitutiv für jede Lehrveranstaltung mit drin haben und es muss in jedem Seminar darüber gesprochen werden, wie können wir ihr produktiv, mehrwertig in diesem Seminar jetzt künstliche Detikenz anwenden.
00:31:35: Denn eins ist auch klar, dass jeder Studierende, egal in welchem Fachbereich, die absolviert wird, mit künstlichen Intelligenztechnologien in der Berufswelt zu tun haben wird, weil sie einfach effektiv sind, produktiv sind und die Dose der Pandora ist nun mal offen.
00:31:59: Wir können sie nicht mehr schließen.
00:32:01: Das ist ein schönes Schlusswort.
00:32:02: Also KI als die Dose der Pandora, die wir geöffnet haben, die wir nicht mehr schließen können, außer die Prognose des Endes der Buchkultur, spannende Einblicke, ein bisschen dystopisch, ein bisschen ruhtopisch zugleich.
00:32:18: Ich danke dir, Stefan, dass du heute hier warst.
00:32:22: Wenn euch der Podcast gefallen hat, dann freuen wir uns, wenn ihr weiter kritisch hinterfragt und konstruktiv nutzt, was ihr hier hört.
00:32:30: Und wir weiterhin komplexe Debatten und auch Inhalte auf Wissenschaftskommunikation auf das Wesentliche reduzieren dürfen.
00:32:37: Vielen Dank fürs Zuhören.
00:32:38: Danke, dass du da warst.
00:32:39: Ja,
00:32:39: ich bedanke mich auch.
00:32:44: wo es Podcasts gibt.
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